Position 09: Didaktik braucht Evidenzen

Über Verantwortung in der Bildungspolitik

Die Anforderungen an Lehrkräfte sind gewaltig.
Sie sollen individuell fördern – und gleichzeitig gruppendynamisch arbeiten.
Sie sollen Curricula einhalten – und dabei kreativ sein.
Sie sollen Leistung beurteilen– aber empathisch bleiben.
Und über allem steht der Anspruch: Wirksam zu unterrichten.

Aber: Wer prüft, was wirklich wirkt?


Didaktik ist keine Geschmackssache

In kaum einem anderen Bereich wird so viel Meinung mit Methode verwechselt wie in der Didaktik.
Manche bevorzugen kreative Zugänge, andere setzen auf Grammatikübungen, wieder andere auf kommunikatives Eintauchen.
Das ist legitim, aber nicht evidenzbasiert.

Denn die Frage ist nicht: „Was gefällt mir?“
Sondern: „Was hilft Lernenden wirklich, sich Sprache anzueignen?“
Und: „Wie zeigen wir, dass unsere Methoden Wirkung entfalten?“


Evidenz ist keine Kontrolle – sondern Entlastung

Viele Lehrkräfte erleben Evaluation als Druck, weil sie mit unhaltbaren, ideologisch-zentrierten Ansätzen gequält werden.
Evaluierung sollte vorrangig bedeuten, die Unterrichtsmittel zu testen.
Damit klare Zuordnungen zu Zielgruppen und Effizienz erzielt werden können.

Denn:

  • Wenn kein didaktisches Modell überprüft wird, bleibt alles gleich – auch das Scheitern.
  • Wenn keine Analyse der Lehrwerke durchgeführt wird, bleibt jede Aussage eine Meinung.
  • Wenn keine Daten gesammelt werden, bleibt alles Belastung für die Einzelperson.

Eine evidenzbasierte Didaktik entlastet Lehrkräfte.
Sie muss zeigen: Was wirkt – für wen – unter welchen Bedingungen.


Verantwortung ist institutionell, nicht individuell

Es darf nicht die Aufgabe der einzelnen Lehrkraft sein,
sich durch das Dickicht der Didaktikmodelle zu kämpfen.
Diese Verantwortung liegt bei den Ausbildungsinstitutionen:
Pädagogische Hochschulen und Universitäten müssen:

konkrete Unterrichtsmittel,
Vergleiche von Unterrichtsmittel anstellen,
✅ Ergebnisse veröffentlichen,
✅ Empfehlungen ableiten
– bevor sie als Vorgabe im Klassenzimmer landen.

Nur so kann Wissenschaft in der Praxis hilfreich werden,
und die Überforderung in Sicherheit und Lernerfolg ummünzen.


Vom Bauchgefühl zur Bildungsqualität

Begeisterung ist eine gute Basis für sinnvollen Unterricht,
aber ersetzt langfristig nicht die Begründung von didaktischen Entscheidungen.


Fazit:

Didaktik ist mehr als Materialgestaltung.
Sie ist die Kunst, Strukturen zu vermitteln, in denen Lernen möglich wird
und Lernwille und Lernerfolg Hand in Hand gehen.

Wer Didaktik verantwortet,

  • muss um Wirkung und Nebenwirkung wissen,
  • Strukturen aufbereitet vorfinden
  • und den Zugang dazu erleichtert haben.

Evidenzbasierte Didaktik ist:
➡️ die Basis für bessere Entscheidungen,
➡️ die Entlastung der Lehrkräfte,
➡️ eine Verpflichtung der Institutionen, ihre Empfehlungen evidenzbasiert zu begründen

Denn:
Nur wer auf Wirkung vertrauen kann, kann Bildung gestalten.
Nur was nachweislich wirkt, soll zur Auswahl bereitgestellt werden.


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