Schulbildung braucht mehr als Sprachkontakt

🔹 Bildung braucht mehr als Alltagssprache

Schule ist nicht einfach ein Ort, an dem gesprochen wird. Sie ist der Einstieg in eine Welt aus Begriffen, Kategorien, Ordnungen – eine Welt, die nicht durch Geplauder, sondern durch Struktur erschlossen wird.

Die Vorstellung, man könne Bildung in beliebigen, sprachlichen Szenerien ermöglichen, verkennt den Bildungsauftrag von Sprache:

Nicht die Verständigung steht im Vordergrund, sondern Verständnis – für Inhalte, Konzepte, Zusammenhänge.


🔹 Bildungssprache und Schule

Bildungssprache ist nicht elitär – sie ist gesellschaftlich ausgleichend und chancenproduzierend.
Sie schafft nicht Distanz, sondern Verbindung auf höherem Niveau.
Sie ermöglicht, was Alltagssprache oft verhindert: Teilhabe an abstraktem Denken, an institutioneller Ordnung, an öffentlichem Diskurs.
Sie ist das Werkzeug, mit dem Bildung funktioniert. Sie ist:

Diese Sprache ist nicht angeboren – sie muss erlernt, erarbeitet und bewusst vermittelt werden.

Wenn Lehrkräfte auf Bildungssprache verzichten sollen, um „näher an der Lebenswelt“ der Kinder zu sein,
dann geben sie genau das auf, was Bildung leisten muss:
Überwindung der Begrenztheit des Alltags.


🔹 Didaktische Beliebigkeit ersetzt keine Bildung

Die Forderung, „alle Sprachen mitzubringen“, ist aber nicht realisierbar:


🔹 Bildungssprache stärken – nicht relativieren

Schulische Bildung ist der einzige Ort, an dem viele Kinder systematisch mit Bildungssprache in Kontakt kommen.
Wenn sie dort nicht angeboten, gepflegt und gefördert wird,
verliert das gesamte Bildungssystem seinen tragenden Rahmen.


🔚 Fazit: Klarheit ist kein Ausschluss

Bildungssprache ist kein Filter.
Sie ist die gemeinsame Plattform, auf der Menschen verschiedenster Herkunft einander begegnen können.

Wer sie weglässt, verwehrt gerade jenen den Zugang, die keine anderen Orte haben, um Sprache als Werkzeug der Emanzipation zu lernen.

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