Oder: Wie Veränderung unter der Oberfläche beginnt
Während auf den offiziellen Bühnen der Bildungspolitik Ablehnungen erteilt, Listen gepflegt und Verfahren abgewickelt werden, wächst anderswo etwas Echtes:
Still, verzweigt, lebendig.
Rhizome nennt die Botanik jene unterirdischen Wurzelgeflechte, die sich nicht an zentrale Steuerung halten. Sie treiben aus, wo der Boden fruchtbar ist – und sie bleiben bestehen, selbst wenn man den sichtbaren Teil der Pflanze zurückschneidet.
So auch in der Schule:
* Eine Lehrerin erzählt, dass ihre Schüler:innen mit der „Box 1“ plötzlich gerne arbeiten.
* Die Stimme ihrer Kollegin kippt vor Freude, weil die Kinder plötzlich so gut sprechen, deutlich in der Aufnahme zu hören.
* Am Institut für Deutschförderung wird über die Hinführung zum Akkusativ referiert: am besten mit dem Grammatikkarussell.
* Eine Referentin spricht an der Pädagogischen Hochschule über Sprachförderung – gespeist aus familiärer und praktischer Erfahrung.
* Internationale Seminare entstehen.
* Rückmeldungen verdichten sich.
* Materialien wandern von Tisch zu Tisch, von Klasse zu Klasse.
Und während Gutachter:innen in widersprüchlicher Manier das gleiche Werk mal loben, mal verwerfen – beginnt sich unter der Oberfläche etwas zu bewegen.
Wirksamkeit misst sich nicht an Genehmigungsstempeln.
Sondern an Resonanz. An Anwendung. An Weitergabe.
Hier soll dazu aufgerufen sein, die Aufmerksamkeit umzulenken:
Weg von der fixierten Form.
Hin zum lebendigen Gebrauch.
Weg vom „Was wurde erlaubt?“
Hin zum „Was hat geholfen?“
Denn: Wenn das Rhizom erst einmal Fuß gefasst hat, lässt es sich nicht mehr ausreißen.
Nicht durch ein Gutachten. Nicht durch eine Liste.
Sondern nur durch ein System, das selbst beginnt, sich zu wandeln.