Die Autorin

 

Mag.phil. Christine Kasem, BEd BEd

studierte Allgemeine Sprachwissenschaften und Arabistik in den Jahren 1982-1987. 

Der Weg zum Grammatikkarussell

Nach einigen Jahren der Berufstätigkeit in der Bauwirtschaft ergänzte sie ihre Ausbildungen durch Studien an der KPH Wien/Krems und PH Wien, sodass sie die Lehrämter für Volks- und Hauptschule innehat.

Sie unterrichtete in mehreren Volks- und Hauptschulen (privat und öffentlich) und arbeitete als Deutschtrainerin in verschiedenen Formaten (AMS (ÖSD), ÖIF).Als Steinbildhauerin sieht sie ihre Aufgabe in der Gestaltung einer Welt, in der auch noch morgen die kulturellen Werte von heute Stellenwert haben sollen. Die Vermittlung dieser Werte kann nur durch die Sprache erfolgen.

Durch ihre Ehe mit Dr. Mahmoud Kasem kennt sie auch die Traditionen der arabischen Länder als eigene Erfahrung, die sie nicht missen möchte. Ihre drei nunmehr erwachsenen Kinder leben die Multikulturalität als Tradition weiter.

“Als ich begann Deutsch für Migranten zu unterrichten, überfiel mich eine Befremdung hinsichtlich des Unterrichtsmaterials. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie so viel implizite Grammatik mit so elliptischer Ausdrucksweise über Menschen gestülpt werden konnte, die keinen Bezug zu dieser Sprache hatten. Mitleid mit den Lernenden, deren Verzweiflung über das Unverständliche, das Chaos in deren und meinem Kopf trugen dazu bei, dass ich meinem künstlerischen Antrieb folgte und ein Abbild meines Zustands meißelte:

“Das Ungeheuer”, Selbstportrait, Sandstein (2016)

Ich musste einen Ausweg finden, der meinen Schützlingen und mir einen Weg durch das Dickicht der so komplexen Sprache weisen konnte. Ich begann mit den ersten Wortschatzkarten.

Um den ungeübten Sprechern ein möglichst breites Feld der Verwendung des Wortschatzes zu bieten, begann ich kleine Dialogsequenzen in den Unterricht einzubauen. Die wachsende Freude der Kursteilnehmer wirkte auf meine Freude am Unterrichten zurück. Die Lehrwerke rückten immer weiter in den Hintergrund, um dem Raum zu machen, was ich Ihnen hier präsentiere:

„Das Grammatikkarussell“ ist das Ergebnis einer langjährigen Suche nach Übertragung meiner Erfahrungen in eine allgemeine Nutzbarkeit zum Wohle der Lehrenden und Lernenden,

zum Wohle der Allgemeinheit.

Christine Kasem

Meine Kritik an den herrschenden Bildungsumständen

Plakataktion am Aktionstag Bildung 6.6.2024​

Skandal in der Deutschförderung

Was nie verglichen wurde.....

Deutschförderung - das unüberprüfte Material

Im gesamten D/A/CH-Raum gibt es keine Evaluation von Unterrichtsmitteln und -methoden.

Kinder mit Migrationshintergrund haben heute durchschnittlich einen Bildungsrückstand von 2-3 Jahren, was als normal angesehen wird. Es werden immer mehr Koordinatoren und Manager sowie Lehrkräfte für immer weniger Kinder eingesetzt. Trotz des intensiven Einsatzes von Ressourcen zeigen die Messergebnisse immer beunruhigendere Zahlen, die nun geheim gehalten werden (IKM+).

Output-Steuerung statt Input-Kontrolle

Immer mehr Tests sollen das Ergebnis des Unterrichtens messen. Millionen an Mittel werden dafür eingesetzt. Die Vernichtung von Steuermillionen lässt sich an der Erfolglosigkeit der Instrumentarien des BIFI ablesen.  

Nunmehr wurde mit Steuermillionen das Konzept der SprachkoordinatorInnen entwickelt, um wieder die alleinige Verantwortung auf die Lehrkräfte abzuwälzen.

Aber niemand kümmert sich mit der Ursache des Übels: die Untauglichkeit der Unterrichtsmaterialien.

Ergebnisse bei PISA 2022

Die schulischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund verschlechtern sich kontinuierlich bis dramatisch. Der Zustrom von Familien verstärkt dieses Problem.

Anstatt die Ursachen anzugehen, werden die Lehrkräfte noch stärker belastet: Die Klassenhöchstzahlen werden angehoben. Die Anforderungen an die Lehrkräfte werden durch bürokratischen Aufwand, Forderungen nach Inklusion bei sinkender Finanzierung von Integrationsstunden, und Testerei weiter erhöht. 

Es ist dringend erforderlich, dass die maßgeblichen Institutionen umdenken.

Sie wissen um das Problem!

Marion Döll: PH OÖ zum Thema Evaluation

Link als Text:

https://youtube.com/clip/UgkxXmb1gFqpNuX77WFU6qV8E0vYRiRfwHox?si=6dXJEGSkzWFjE6q9

Das Problem des unqualifizierten Unterrichtsmaterials ist allgemein bekannt, aber es wird nichts dagegen unternommen. Hören Sie den Originalton aus dem Jahr 2020. Vier verschlafene Jahre! 

Lehrkräfte müssen immer noch mit ungetesteten Materialien arbeiten und werden bei Problemen auf die Internetrecherche verwiesen. Daher werden immer mehr Lehrkräfte benötigt, da die Ergebnisse keine Besserung zeigen.

Die Lehrkräfte sollen als Wunderwuzzis die Hauptverantwortung für den Erfolg des Unterrichts tragen und die Bildung  der nächsten Generationen sichern. 

Lehrkräfte werden verheizt

Den Lehrkräften wird Unmögliches abverlangt:

Sie sollen 

  • sich das passende Material selbst suchen!
  • individualisiertes und maßgeschneidertes Material selbst erstellen.
  • in heterogenen Gruppen eine Disziplin entwickeln, die die Gesellschaft nicht mitträgt.

Diejenigen, die dafür eigentlich zuständig sind, die PHs, UNIs und Deutschfördereinrichtungen wie ÖDaf, verstecken sich hinter Floskeln wie Inklusion, Mehrsprachigkeit und Genderei.

Übrig bleiben die ausgebrannten Lehrkräfte und die mangelhaft unterrichteten Säulen unserer Gesellschaft von morgen.

 

SuS werden überfordert
Schülerinnen und Schüler stehen unter ständigem Testdruck. 
Die überfordernden Materialien erzeugen Lustlosigkeit, Desinteresse, Aggression und Gewalt. 
Die MikaDTests zwingen Lehrkräfte dazu, Unterrichtsinhalte zu vermitteln, die von den Schülern nicht verstanden werden könnenDer MikaDTest beinhaltet Satzkonstruktionen, die im Alltag nicht mehr gebräuchlich sind, wie zum Beispiel Nebensätze mit weil. 
Die Fähigkeit, diese bildungssprachliche Sätze zu bilden, entscheidet aber darüber, ob die Schüler in die Regelklasse aufsteigen oder in der Deutschförderung verbleiben.
Ertragserwartungen bestimmen die Materialien

Die vernichtenden Testergebnisse sind den Behörden kein Anlass, die Materialgestaltung einer Überprüfung zuzuführen. 

Noch immer bleibt es den Verlagen überlassen, anhand Wirtschaftlichkeitsparameter eine Publikation zu entscheiden. 

Das ist von gewinnorientierten Unternehmen auch so zu erwarten. Daher haben alle 30 angeschriebenen Verlage die Publikation des Grammatikkarussells als zu wenig gewinnträchtig eingestuft und daher abgelehnt. 

Wo bleibt das Qualitätsmanagement?

Die für Qualitätsmanagement zuständigen Organisationen müssten eingreifen und die Wirksamkeit der eingesetzten Unterrichtsmittel überprüfen.

Sie können nicht behaupten, nicht informiert zu sein, denn sie wurden nachweislich unter anderem mit eingeschriebenen Briefen über die Umstände informiert. 

Sie ignorieren die Hinweise und ducken sich hinter Aufregern minimaler Art wie der Effizienz des Mika-D-Tests und behaupte, dass mit der Ausbildung der Lehrkräfte alles getan wäre. 

Die Unis sollen die Finanzierung durch die Wirtschaft vorantreiben. Die Wirtschaft hat nur Gewinnorientierung zu betreiben, sie sind keine Wohltäter, denn ihre Steuerleistung bestimmt unser Sozialsystem. Daher unterbleibt die Überprüfung aus wirtschaftlichen Interessen.

Man verweist auch auf die Approbation. Die Sachverständigen des Bildungsministeriums kontrollieren nur die Lehrplanentsprechung und das Kindgemäße der eingereichten Werke. 

Ob und inwieweit sie sich im Unterricht bewähren, kann nur abgeschätzt, aber nicht definitiv erklärt werden. Denn dafür gibt es bislang keine Parameter!

Seit 2020 bemühe ich mich, an Institutionen wie:

  • Pädagogische Hochschulen im In- und deutschsprachigen Ausland
  • Universitäten im In- und Ausland
  • Gewerkschaften
  • Bildungsdirektionen
  • Deutschförderzentren

eine Evaluation von Unterrichtsmitteln durchzusetzen.

Faule Ausreden und systematisches Ausgrenzen behindern dieses Streben. 
Der eigentliche Grund – dass man damit noch keine Erfahrung hat – wird totgeschwiegen.

Was man nie überprüft hat, kann auch nicht verglichen werden!